Pasta, Gin & Sauerteig (Bornholm Teil zwei)

Einen Tag mit vollem Programm startet man am besten früh. Während wir uns in unserer Hyggehütte eine schnelle Tasse Java genehmigen, hat das Team unseres ersten Gastgebers schon den größten Teil des Arbeitstages hinter sich. Ihr könnt es euch denken – es geht zum Bäcker. Zur Bäckerei Johannes Dam & Sohn in Aakirkeby, um genau zu sein. Wo könnte man so früh am Morgen auch besser landen? 

Jacob Dam, der in 6. Generation die Geschäftsführung der Traditionsbäckerei übernommen hat, nimmt uns mit in die Backstube, in der diejenigen, die täglich frische Brötchen, Brot und Croissants zaubern, bereits Feierabend gemacht haben. In Arbeit sind Cookies & Co sowie die Roggencracker, die die Insel-Bäckerei in ganz Dänemark berühmt gemacht haben.

27-Lagen-Plunderteig und beste, regionale Zutaten machen sie weltweit einmalig. Das Rezept ist ein Familiengeheimnis. Vor einem Jahrhundert fand es den Weg aus Deutschland in die Backstube in Aakirkeby, wird seitdem unverändert gebacken und das Ergebnis mittlerweile in die ganze Welt geliefert. 

 Jacobs besondere Leidenschaft ist Sauerteig. Als Trend aus den USA erlebt der im Norden gerade eine Renaissance und sorgt dafür, dass geschmackvolles, handwerklich gefertigtes Brot den Fertigmischungen der Industriebäckerei auf die Pelle rückt. Jacob ist ein echter Sauerteig-Meister, er arbeitete bereits mit Chad Robertson von der legendären Tartine Bakery in San Francisco (Das Brot, Chef‘s Table).

Alle Brotsorten der Bäckerei Dam, einschließlich der Croissants sind mit Sauerteig gebacken. Das Mehl, darunter auch alte Sorten, liefert die Walzenmühle vor Ort. Überhaupt legt man großen Wert auf regionale Zutaten. Gibt es auf Bornholm keine Erdbeeren, gibt es keinen Erdbeerkuchen.

So einfach, so nachhaltig. Und so sympathisch. http://bagerdam.dk/

Wir frühstücken das – ungelogen – beste Croissant, das wir je gegessen haben. Dazu gibt es frischen Kaffee aus der lokalen Rösterei. Bester Start in den Tag, check. 

So verwöhnt und gestärkt machen wir uns an diesem spätsommerlichen Bilderbuch-Morgen auf den Weg zu unserem nächsten Ziel. 

Irgendwo auf der Welt ist es bereits 11.00 Uhr, daher stoppen wir an der Wild Distillery. Gin ist in, das müssen wir euch nicht erzählen. Dieser hier ist definitiv one of a kind. 

Der frühere Bornholmer Gastronom Henrik Nerst (Æblehaven), Brennmeister und nominiert als Sommelier des Jahres, verbindet hier zwei Mal gelebte Passion: Bornholms wilde Natur und den besten, nordisch reinsten Gin der Welt herzustellen. Inzwischen sind auch Wodka und Aquavit im Sortiment. 

Von Henrik selbst gesammelte Schlehen- und Wacholderbeeren bilden die Basis der Gin-Serie WILD. Gesammelt wird mit Genehmigung der Naturschutzbehörde nur soviel, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt. 

Die Gin-Serie ENE (Ene ist die Abkürzung für Enebær, auf deutsch Wacholder), besteht ausschließlich aus ökologischen Ingredienzen. Rosmarin, Minze, Sanddorn, Espresso, Hanf, Rhabarber, im Eichenfass gereift oder einfach pur? Wer die Wahl hat….Glücklicherweise ist ein Probier-Paket im Angebot. Und nachbestellt werden kann auch. Alle Produkte der Wild Distillery sind im Online-Shop erhältlich. 

Das hübsche Herzstück des Betriebes ist eine handgefertigte Kupfer-Destille mit patentierter Spiral-Technologie aus der deutschen Traditionsbrennerei Müller in Oberkirch, erzählt uns die nette Mitarbeiterin Sabrine.

Alle Etiketten werden in Eigenarbeit, teilweise in Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern, gestaltet und gedruckt. 

Die Nachfrage ist groß, im November zieht die Wild Distillery daher in neue Räume. Der mittlerweile internationale Erfolg ändert jedoch nichts an der Philosophie, die wir hier auf der Insel immer wieder hören: „Produziert wird ausschließlich auf Bornholm. Bornholm ist die Inspiration, für praktisch alles was wir tun.“ https://wilddistillery.dk/

Auf Bornholm ist die Natur wild und das Klima mild. Dies begünstigt den Anbau hochwertiger Rohstoffe. Auch solcher, die das rustikale dänische Wetter eher semi-optimal finden, wie beispielsweise Durum-, also Hartweizen.

Hartweizen ist der klassische Pasta-Weizen und diese stellen Susanne Bloch und Finn Harild auf ihrem Hof „Frennegaard“ auch daraus her. 

Die Bornholmer Pasta aus dem Pastariget (Pastareich) kann es in Hinblick auf Konsistenz und Geschmack mit dem italienischen Original problemlos aufnehmen. Bei der Sortenvielfalt, kreiert auf Basis rein natürlicher Zutaten, fällt die Wahl wieder einmal schwer: Rote Beete? Bärlauch? Safran? Zitrone und Pfeffer? Kakao? Chili? Trüffel? Basilikum? Oder doch Ingwer und Orange? 

Dazu gibt es für den schnellen Genuss eine ebenso bunte Auswahl Pesto in Portionsgrößen. Auch diese ganz natürlich, basierend auf kaltgepresstem Rapsöl aus der Bornholmer Ölmühle.

Im kleinen Hofladen ist Selbstbedienung. Nur eine friedlich schlafende Katze hält die Stellung vor Ort. https://pastariget.dk/

Ein kleines Stück weiter, erreichbar über eine leicht abenteuerlich-holprige Piste liegt Høstet, die erste und einzige Bio-Sanddorn-Plantage Dänemarks.

Hier produzieren und verkaufen Camilla und Mads Maisner seit 2010 eine beeindruckende Auswahl an Delikatessen auf Basis der aromatischen „nordischen Zitrone“. https://hoestet.dk/

Statt Konkurrenzdenken ist auf Bornholm Gemeinschaft angesagt. Man unterstützt sich gegenseitig, teilt Transport und Lagerraum und hilft einander aus, wenn etwas knapp wird.

Überall auf der Insel begegnen einem die lokalen Brands. In der kleinen „Markthalle“, der Torvehall, dem ehemaligen Schlachthaus, in Rönne, sind die meisten davon erhältlich. Kombiniert mit liebevoll ausgewählten Produkten aus aller Welt, insbesondere dem Mittelmeerraum.

Im Eingangsbereich befindet sich ein Café mit Rösterei, die große Deli-Theke bietet eine interessante Käse- und Wurstauswahl. Bei schönem Wetter lassen sich Sandwich & Co auf der Terrasse genießen. https://bornholm.info/de/torvehal-bornholm/

Wer in Bornholms Hauptstadt noch einen Tisch für’s Mittag- oder Abendessen sucht, sollte das Râzapâz in Rønnes Fußgängerzone ausprobieren. Inhaber Patrick Sebastian Hult hat mit der Kombination aus Bistro, Café und Weinbar einen gelungenen kulinarischen Wohlfühlort kreiert.

Die für Bornholm so typische sonnig-orange Fassade sorgt für südländische Vibes – passend zur Karte. Hier findet jeder etwas, dass ihm schmeckt. Das Essen: hochwertig entspannt. In Dänemark eine so häufige Kombination, dass man sie fast schon charakteristisch nennen kann. 

Der Innenraum ist einladend, weiße- wie Naturholzelemente sorgen für Gemütlichkeit, bunte Blumensträuße unterstreichen den charmanten Boheme-Stil. Es gibt Tapas, kleine Gerichte, drei oder fünf Gänge – und guten Wein. Unbedingt die saisonalen Öffnungszeigen beachten. https://www.razapaz.dk/

Wer das eine oder andere Glas zu viel genossen hat, kann im angeschlossenen Hotel Sniva einkehren. Das schöne Hotel ist allerdings mitnichten nur ein Tipp für die Weinseeligen.

Mehr zum Thema Übernachten gibt’s im 3. und letzten Teil unserer kulinarischen Bornholm-Tour. Außerdem geht es um feinstes Rapsöl, um Saft wie früher, um die Wurst und kurze Wege. 

Ich hoffe, ihr lest wieder mit. Bis dahin 🙂 

Kommentare

Eine Antwort zu „Pasta, Gin & Sauerteig (Bornholm Teil zwei)“

  1. Avatar von Corinna
    Corinna

    Wieder ein sehr schöner Beitrag. Die Insel ist wirklich wunderbar. So viele nette Menschen.