Felsen, Feigen & Räucherfisch (Bornholm, Teil eins)

Mitten in der Ostsee, zwischen Dänemark, Deutschland, Polen und Schweden liegt Bornholm. Typisch für die dänische Insel ist ihre abwechslungsreiche Natur aus Wäldern, Felsenklippen und Sandstränden. Das milde Klima bringt Top-Rohwaren und daraus hergestellte Produkte hervor. Diese, wie eine kreative gastronomische Szene haben Bornholm mittlerweile einen kulinarischen Spitzenplatz, einschließlich Michelin Stern, beschert.

Wir wohnen in der Hyggehytte in Østermarie. Die ihrem Namen alle Ehre macht. Die Hütte, nicht die Marie (zu der es auch noch einen Østerlars gibt). „Kann man irgendwo besser leben als auf Bornholm?” fragt Olav, unser Vermieter, der aus Deutschland auf die Insel gezogen ist und sich hier ein kleines Idyll geschaffen hat. „Vermutlich nicht,“ antworten wir und so fühlt es sich tatsächlich an. Die Sonne scheint, die Luft ist weich, es duftet nach frisch gemähtem Gras und Meersalz, Graugänse ziehen rufend über den Himmel Richtung Süden. 

Wir sind in Entdeckerlaune und haben, umrahmt von Sandstränden und Felsenküste, die Wahl zwischen zahlreichen Galerien, Manufakturen, Räuchereien, Röstereien, Cafés und Restaurants. Einiges hat nach der Sommersaison bereits geschlossen, das Angebot ist aber noch immer groß. Und im Gegensatz zur Hauptsaison, die jedes Jahr rund 300.000 Besucher auf die Insel bringt, bekommt man jetzt überall easy einen Platz. 

Das erste was uns auffällt sind die Feigen. Gefühlt jedes Haus hat einen Feigenbaum. Es ist Erntezeit und die Früchte werden im Straßenverkauf angeboten, wie im restlichen Land Kartoffeln und Erdbeeren.

In Svaneke ist es ruhig geworden, in Nexø ebenfalls. Bei bestem Altweibersommer-Wetter lässt es sich so ganz entspannt bummeln. In alten Wasserwerk in Nexø, wird Bornholmer Felsen-Quellwasser abgefüllt. Geschäftsführer Bent führt uns durch die kleine aber feine Produktion. Heute ist die stille Variante an der Reihe. Bornholms Kildevand beliefert vor allem gehobene Gastronomie in ganz Dänemark. Das Wasser schmeckt so unglaublich weich und pur, dass der Beruf des Wasser-Sommeliers für uns plötzlich sehr viel Sinn ergibt. https://www.bornholmskildevand.dk/

Die Küstenstraße nach Gudhjem ist bilderbuchschön. Gudhjem selbst ebenfalls. Vielleicht heißt es deshalb Heim Gottes? Bornholm verbindet an nahezu jeder Ecke bunten Bullerbü-Charme mit schickem Skandi-Style. In Gudhjem kommt noch eine gute Prise Cornwall dazu. Und ein Schuss Schottland.

In den abschüssigen kleinen Straßen reiht sich individuelle Gastronomie an Glasbläsereien und Kunstgalerien. Natürlich darf auch die Räucherei nicht fehlen. Mit großer Terrasse direkt am Meer und robust-gemütlichem Gastraum im Pub-Stil wirkt sie ebenso einladend wie das Essen in den Auslagen.

Auf Bornholm wird überhaupt geräuchert was das Zeug hält. Fisch natürlich und so ziemlich alles, was das Meer sonst noch hergibt, wie Muscheln und Krabben. Aber auch Kartoffeln, die dann mit Mayonnaise, reichlich Schnittlauch und knusprigem Bacon auf Roggenbrot serviert werden. https://www.smokedfish.dk/

Heute gibt‘s Buffet in der Räucherei. Für DKK 185,00 können wir uns an zahlreichen hausgemachten Feinkostsalaten, Fischfrikadellen, diversen Sorten Räucherfisch, Meeresfrüchten, Saucen und verschiedenen Brotsorten sattessen. Wer lieber á la Carte essen möchte, kann das auch tun. Unter anderem das lokale Signatur-Gericht „Sol over Gudhjem“, Sonne über Gudhjem. Die Sonne besteht aus einem Eigelb, das mit Roggenbrot, warmem, geräuchertem Hering und roten Zwiebeln serviert wird.

Das Essen ist top. Das Bier, das wir dazu wählen, ein alkoholfreies Bio-Pale Ale mit Namen „Don’t worry“ aus der Brauerei in Svaneke schmeckt wie „the real deal“. Herrlich hopfig und süffig. Auch das Dark Ale kann ohne Umdrehungen problemlos mithalten. Im Svaneke Bryghus wird überhaupt richtig gutes Bier gebraut, das ihr auf der Karte vieler dänischer Restaurants findet. https://svanekebryghus.dk/

Für Süßschnäbel bietet Gudhjem ebenfalls eine heiße Adresse. Die British Style Karamellbonbons von Karamel Kompagniet, basieren auf Rezepten aus einem Kochbuch von 1894. Der süße Duft der Karamellen und die Liebe, mit der ihre englische Großmutter im Kupfertopf rührte, gehören zu den schönsten Kindheitserinnerungen von Gründerin Anna Knightbridge. Mit jedem ihrer bis heute handgekochten Bonbons gibt sie ein Stück davon weiter.

Die köstlichen, soften Karamellen sind unter anderem mit Sahne, Meersalz, Whiskey, Lakritz und Brombeere erhältlich. Wer die Wahl hat, hat halt die Qual. Oder nimmt einfach alle Sorten, so wie wir. Und wer noch etwas mehr investieren möchte, kann seine Karamellen in schönste Retro-Dosen verpacken lassen. Sogar ein Adventskalender ist im Angebot. Auch online, übrigens. https://www.karamelkompagniet.dk/da/om-karamel-kompagniet/abningstider-og-events

Nach unserem Abendessen in Gudhjem fahren wir an der Küste entlang nach Allinge. Hier sieht es noch ein wenig englischer aus.

Am Hafen steht ein einzelner Van, die Bewohner haben es sich davor mit Decken und einem Glas Wein gemütlich gemacht und schauen zufrieden auf die Wellen. 

Wir fahren weiter und haben das Glück einen wunderschönen Sonnenuntergang an der Burgruine Hammershus zu erleben. Zurück in unserer Hyggehytte machen wir genau das, was der Name impliziert – es gemütlich. Wir sind satt und wir sind müde. Morgen ist wieder ein Tag. Und es gibt noch viel zu sehen – und zu probieren.

In Teil zwei gibts mehr Bornholm. Coole Gastronomie, nette Menschen und ihre Manufakturen. Plus eine ordentliche Dosis Lebensfreude.

Bis dahin 🙂 

Kommentare

Eine Antwort zu „Felsen, Feigen & Räucherfisch (Bornholm, Teil eins)“

  1. Avatar von Corinna
    Corinna

    So eine schöne Insel und wahnsinnig viele, super liebe Menschen.