Die drittgrößte Stadt und grünste Großstadt Dänemarks liegt auf Fünen; dem so genannten „Küchengarten“ des Landes. Wie die meisten größeren dänischen Städte verbindet die Geburtsstadt des berühmten Dichters H. C. Andersen alt und neu mit Stil und Ästhetik und punktet mit viel gemütlichem, manchmal fast märchenhaftem Charme.
Es macht Spaß durch Odense zu bummeln. Wer Lust auf Kultur, Geschichte oder Aktivitäten hat, dem wird es hier sicher nicht so schnell langweilig. Und wer, wie ich, die Food Szene erkunden, möglichst viele Restaurants und Cafés testen und lokale Produkte probieren möchte, findet in Odense ebenfalls reichlich Inspiration.
Auf Fünen (Fyn) wird eine Fülle an hochwertigen Produkten angebaut. Und in der Gastronomie macht man reichlich Gebrauch davon. Das mildere Klima sorgt für tollen Spargel oder aromatisches Obst wie Äpfel, Erdbeeren und Kirschen. Letzteres ergibt besonders leckeren Saft und Fruchtbranntwein. Auch Winzer gibt es. Man fängt frischen Fisch & Seafood, beispielsweise Hummer. Auf den hügeligen Weiden grasen alte Rassen. Diese hochwertigen lokalen Rohwaren kombiniert man in der Küche gern mit „Fynsk Rygeost“, dem traditionellen weißen Räucherkäse.
Aber trotz lebendigen Trends wie „Slow Food“ und „regional und saisonal“ kämpfen auch hier die kleineren Hersteller, wie Destillerien, Mikrobäckereien und – brauereien sowie individuelle Gastronomien die mit viel Leidenschaft und harter Arbeit hochwertige, cleane Produkte erzeugen, produzieren und servieren, gegen die kräftig subventionierten Großen, ihre Billigprodukte und Restaurantketten. Umso wichtiger ist es, die Kleinen zu unterstützen. Die „Feuerseelen“, wie sie in Dänemark heißen.
Mehr über die vielen tollen regionalen Food-Produzenten erfahrt ihr in meinem Beitrag über den kulinarischen Markt Südfünen. Vielleicht besucht ihr den Markt, der jedes Jahr am Hafen in Svendborg stattfindet, ja bei Gelegenheit einfach mal selbst?
Zurück in die Hans Christian Andersen Stadt Odense. Der französische Einfluss der Dänemarks Gastronomie so prägt, ist auch hier, oder hier sogar besonders, spürbar. Wer Lust auf hochwertige französische Bistroküche hat, wird das Bacchus mögen.
Eigentümer und Chefkoch Stephane Libourel und Team servieren mittags und abends saisonale Küche und wechselnde Menüs mit drei, vier oder fünf Gängen. Im Sommer, am Donnerstag, Freitag und Samstag, u. a. ein Drei-Gänge-Terrassenmenü für DKK 395,00. Mittags stehen u. a. Klassiker wie Muscheln, Tatar und Austern auf der Tafel. (Vestergade 5, http://www.restaurantbaccus.dk)
Nur ein paar Minuten vom Baccus entfernt liegt Nelle‘s Coffee & Wine. Ein heller, gemütlicher Coffee Shop, viel schwarz-weiß, Holz und dazu ein mediterraner Kick sonniges Orange. Neben Cappuccino, Latte & Co aus lokal gerösteten Bio-Bohnen gibt es eine verlockende Weinauswahl. Der Laden macht also morgens wie abends Spaß. Nelle‘s gibt es übrigens dreimal in Odense. (http://www.nellesbar.dk)
Smørrebrød zum Niederknien wird im Kong Volmer serviert. Located ebenfalls im Zentrum, in der Passage des Kulturhofs “Brandts klædefabrik”, öffnete das Restaurant 2008 als erstes „Frokost- und Smørrebrød-Restaurant“ Odenses. Die Mission: Das traditionelle Smørrebrød zu modernisieren, überflüssige Garnituren wegzulassen und sowohl üppig belegte Klassiker mit individuellem Twist als auch eigene Kreationen zu kredenzen. „Ein Tag ohne Smørrebrød ist ein verschenkter Tag“, findet Eigentümer David Levy Nielsen. Ob das stimmt, lasse ich mal dahingestellt. Aber zu viele Tage ohne sollten es nicht sein ;). (http://www.kongvolmer.com)
In Brandts Passage gibt es übrigens auch einen empfehlenswerten Italiener. Nettes Personal und eine relativ kreative Karte. Wer auf bunte Bowls und Sandwiches steht wird im Hof ebenfalls fündig. (http://www.brandtsklaedefabrik.dk)
Nachhaltige vegane Küche, selbstgebackenes Sauerteigbrot, guter Kaffee, Wein & Drinks werden schräg gegenüber im Café Kosmos serviert. Alles bio. Bei schönem Wetter auch im Innenhof. Jeden Donnerstag von 16.00 bis 21.00 Uhr ist Donnerstags-Bar, jedes Getränk kostet dann 50,00 DKK. (http://www.cafekosmos.dk)
Und last but not least noch eins der schönen, so typischen dänischen Restaurants im Bistro-Stil. Im Fynboen (So nennt man die Bewohner der Insel Fünen) werden hochwertige lokale Produkte in einer kleinen, gehobenen, aber null abgehobenen Abendkarte verarbeitet. Auch Menüs mit passender Begleitung aus der Weinkarte stehen zur Auswahl.
Vorweg oder als Small Plate locken auf der Sommerkarte beispielsweise kleine neue Kartoffeln mit weißem Räucherkäse (Rygeost), gegrillten Erbsen und Frühlingszwiebeln. Auch das fast schon obligatorische Rindertatar – hier mit karamelisierten Himbeeren, rosa Pfeffer, Senfkörnern und Chips serviert, fehlt nicht. Ebenso obligatorisch, die Garnelen. Handgeschält natürlich und kombiniert mit weißem Spargel (Garnelen gehören in Dänemark zum weißen Spargel wie der Schinken in Deutschland), Dillmayo und Radieschen. Perfekt genossen mit einem knackigen, säurebetonten Weißen.
Die Hauptgerichte lassen sich wohl am besten als lokale Küche, individuell interpretiert und mit kleinem Etno-Kick, beschreiben. Vier Gerichte stehen zur Auswahl, beispielsweise Pfannenfisch mit gebräunter Butter, Salzzitrone und Kapern oder regionales Freilandschwein mit StachelbeerBBQ-Sauce, gegrilltem Spitzkohl und sahnigem Lauch. Als vegetarisches Gericht ist knackiger grüner Spargel mit würzigem Vesterhavsost (Nordseekäse) und gerösteten Tamari-Mandeln für die Extra Portion Umami im Angebot.
Veganes steht nicht auf der Karte. Pflanzenküche auf diesem Niveau ist im Kommen aber noch nicht wirklich verbreitet. Die entsprechenden Workshops für Professionals sind jedoch gut gebucht und wir werden in den kommenden Jahren zu diesem Thema garantiert eine spannende Entwicklung erleben.
Auf einer echten Fünen-Dessertkarte dürfen natürlich Brunsviger nicht fehlen. Tun sie auch nicht. Der leckere Zimt-und-Zucker-Kuchen kommt hier als Streusel aufs Eis. Getoppt wird das Ganze mit einer Sauce aus softem, dunklen Farinzucker. Viel Zucker? Ja. Aber wer isst das schon jeden Tag?